Jubiläumslauf mit Hindernissen

Es ist der 10.10.10, herrliches Herbstwetter mit strahlendem Sonnenschein und ein tolles Ambiente rund um den Essener Baldeneysee laden zu einem unvergesslichen Jubiläumsmarathon ein. Ruth Eschment-Schnitzler will die 42195 Meter zum zehnten und letzten Mal bewältigen und ich wage mich zum zwanzigsten Mal auf die legendäre Marathondistanz. Ruth hat es tatsächlich geschafft, Jörg Süßmann zu überreden, sie bei ihrem Jubiläumslauf zu begleiten. Ca. eine Stunde vor dem Start treffen wir uns im Startbereich und Ruth wartet mit der ersten Überraschung auf. Sie hat sich zum Frühstück ein ihr unbekanntes isotonisches Getränk gemixt und das ist ihr natürlich voll auf den Magen geschlagen. Und schon die Fahrt nach Essen gestaltete sich für sie zum ersten Hindernislauf. Trotzdem präsentierte sie uns stolz zwei Zettel mit Zwischenzeiten, die sie unter ihre Uhr geklemmt hatte: Plan A ist auf den Optimalfall den Marathon unter vier Stunden zu laufen ausgerichtet aber Ruth hat auch eine Alternative ausgearbeitet, die darauf basiert, das Ziel nach 4:10:10 Stunden zu erreichen.

Wir entscheiden uns für Plan A, der vorsieht, langsam mit einem Schnitt von 6:00 Min/Km zu beginnen und dann im Laufe des Rennens schneller zu werden. Das Jubiläumsfoto wird geschossen, Walter Wehling, der ebenfalls in Essen läuft wird begrüßt und Punkt 10:10 Uhr fällt der Startschuss zum 48. Marathon rund um den Baldeneysee. Bereits nach 500 Metern stelle ich fest, dass das mit den 6:00 Min/Km nicht hinhaut, mein Garmin zeigt einen Kilometerschnitt von 5:30 Min/Km und ich lasse Ruth und Jörg ziehen. Ich pendele mich bei einem Schnitt von 5:45 Min/Km ein und spule Kilometer um Kilometer in diesem Tempo ab. Zwischen Kilometer 13 und 16 ist die Strecke so ausgelegt, dass sich die Läufer begegnen und Ruth und Jörg kommen mir freudestrahlend mit dem Pulk der Vier Stunden Läufer entgegen. Dann bei Kilometer 18 die erste Überraschung: ist das kurz vor mir nicht Jörg, aber ohne Ruth? Was ist denn da passiert? Und leider hat Ruth das Schicksal ereignet, dass ihr schon bei so manchem Marathon zum Verhängnis wurde. Sie lief nicht mehr gegen die Uhr an, sondern hatte den Kampf mit den Dixie Häuschen aufgenommen und quälte sich von einem zum nächsten. Ich tausche mich kurz mit Jörg aus, der sich dazu entschlossen hat, Ruth weiter zu begleiten und ich laufe alleine weiter.

Die Hälfte habe ich nach 2:03 Stunden erreicht und es geht mir ausgezeichnet. Bei Kilometer 35 bin ich felsenfest davon überzeugt, meinen Jubiläumslauf unter 4:05 Stunden zu beenden – ich hätte das eigentlich nicht für möglich gehalten, aber ich fühle mich nur stark an diesem herrlichen Tag. Dann erreiche ich Kilometer 36 und es passiert, was eigentlich nicht passieren sollte: ein stechender Schmerz durch den rechten Oberschenkel bis hinunter in die Wade und mein Traum von einer Superzeit war ausgeträumt. Ich konnte mich unter großen Schmerzen nur noch humpelnd fortbewegen, entschloss mich aber, den Lauf irgendwie zu beenden. Bei Kilometer 38 überholten mich Ruth und Jörg und ich war eigentlich froh, dass es Ruth wieder besser ging und sie das Ziel noch in einer passablen Zeit erreichen sollte. Die Zug- und Bremsläufer für 4:15 Stunden und für 4:30 Stunden zogen an mir vorbei und nach 4:26 Stunden war die Tortur für mich endlich beendet und ich habe mich nur noch über die tolle Zeit von Walter, der bereits nach 3:25 Stunden das Ziel erreichte und Ruths und Jörgs Zeit von 4:16 gefreut.

Der Jubiläumslauf war mit vielen Hindernissen zu Ende gelaufen und vielleicht hätte man an diesem Jubiläumstag noch einen Plan C aus der Tasche zaubern sollen…

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